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Jeder zweite berufstätige Arzt ist 50 Jahre und älter

Jeder zweite berufstätige Arzt/Ärztin in Rheinland-Pfalz ist 50 Jahre und älter. Dies geht aus der Ärztestatistik (Stichtag 31.12.2015) hervor, die jetzt die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz ausgewertet hat.


Die demografische Entwicklung in der rheinland-pfälzischen Ärzteschaft entwickelt sich weiter in Richtung Überalterung. Darauf weist Professor Dr. Frieder Hessenauer, Präsident der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer, erneut hin.

 

Der Anteil der älteren Ärztinnen und Ärzte hat auch 2015 weiter zugenommen, und der Anteil der jungen Ärztinnen und Ärzte reicht bei weitem nicht aus, um die Lücke zu schließen, die sich in einigen Jahren auftun wird, wenn die Älteren in Ruhestand gehen.

 

Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird auch weiter steigen. Das gilt sowohl für das Krankenhaus als für den ambulanten Bereich. Die Gründe hierfür: der medizinische Fortschritt, der demografische Wandel, der erhöhte Anteil von Teilzeitstellen und der Trend zur Arbeitszeitverkürzung.

 

Zur Statistik: Im Jahr 2015 sind insgesamt 20.748 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer registriert; von ihnen sind 17.531 berufstätig. Im ambulanten Bereich arbeiten laut Statistik 6.956 Ärztinnen und Ärzte. Im Krankenhaus sind es 8.335 Ärztinnen und Ärzte.

 

Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren 16.169 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer gemeldet; 13.444 von ihnen waren damals berufstätig. Von ihnen arbeiteten 6.126 im ambulanten Bereich und 5.940 im Krankenhaus.

 

Mehr Ärzte und Ärztinnen (statistisch gesehen) und zugleich Ärztemangel schließen sich nicht aus. Es ist vielmehr eine natürliche Folge gesellschaftlicher Veränderungen, so der Kammer-Präsident.

 

Denn der demografische Wandel hat zur Folge, dass immer mehr ältere Menschen einen steigenden Bedarf an medizinischen Leistungen haben werden. Hinzu kommt, dass der Anteil der Ärztinnen und Ärzte steigt, die Teilzeitarbeit wünschen. Hinzu kommen offizielle Arbeitszeitverkürzungen. Hessenauer: „Die gesunkene durchschnittliche Arbeitszeit und der gestiegene Mehrbedarf müssen also logischerweise auf mehr Köpfe verteilt werden. Berechnungen zeigen, dass derzeit rund 1000 Ärztinnen und Ärzte nötig sind, um das Arbeitsvolumen von 600 Vollkräften zu leisten.“ Dieser Mehrbedarf spiegelt sich aber in der Zahl der Medizinstudienplätze nicht wieder. Seit vielen Jahren gibt es in Mainz jährlich etwa 350 Erstsemester. Hessenauer: „Eine Aufstockung der Studienplätze tut daher durchaus Not.“

 

„Der Anteil der Jungen sinkt weiter“, warnt Hessenauer. Im vergangenen Jahr gab es in der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre landesweit nur 1.864 berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Im Vergleich zum Jahr 2000 (2.443) ist deren Anteil um rund ein Drittel gesunken. Schaut man in dieser Altersgruppe in den ambulanten Bereich, so fällt der Rückgang noch stärker aus: Im Jahr 2015 gab es hier 366 ambulant arbeitende Ärztinnen und Ärzte; im Jahr 2000 waren es 811. Das sind über die Hälfte weniger. In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen sinkt der Anteil derer, die ambulant arbeiten, im selben Zeitraum ebenfalls stark: von 2.374 (Jahr 2000) auf 1.539 (Jahr 2015). Das bedeutet einen Rückgang von einem guten Drittel.

 

Gleichzeitig steigt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die zwischen 50 und 59 Jahre alt sind. Gab es im Jahr 2000 noch 1.990 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte in dieser Altersgruppe, so waren es in 2015 schon 2.785 (ein Plus von fast 40 Prozent). Der Anteil der 60- bis 65-Jährigen wuchs im selben Zeitraum von 528 auf 1.347. Und der Anteil derjenigen, die über 65 sind und im ambulanten Bereich arbeiten, stieg von 164 (Jahr 2000) auf 778 (Jahr 2015); diese Zahl hat sich mehr als vervierfacht.

 

Hessenauer: „Diese Entwicklung ist gefährlich.“ Bei den Berufstätigen zeigt sich insgesamt, dass sich von ihnen nur noch 1.864 in der Nachwuchsgruppe von 35 bis 39 Jahren befinden. Über 50 Jahre alt sind inzwischen 8.751 rheinland-pfälzische berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Das ist die Hälfte. „Somit ist jeder zweite berufstätige Arzt älter als 50 Jahre“, berichtet Kammer-Präsident Hessenauer.

 

Eine ähnliche Altersstruktur wie im ambulanten Bereich zeigt sich auch im Krankenhaus. Zwar stieg die Zahl der Klinikärztinnen und –ärzte, die zwischen 34 und 39 Jahre alt sind, seit dem Jahr 2000 um rund 14 Prozent (von 3.361 auf 3.845). Doch auch in den Kliniken verzeichnet sich ein starker Anstieg der Ärztinnen und Ärzte, die 50 Jahre und älter sind. Ihre Zahl stieg von 1031 (im Jahr 2000) auf 2.510 (Jahr 2015) – das sind 2,5mal so viele.

 

Weiter gestiegen ist in den vergangenen Jahren auch der Anteil der ausländischenÄrztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz. Waren es im Jahr 2000 noch 799 ausländische Ärztinnen und Ärzte, so arbeiteten im vergangenen Jahr bereits 1.908 ausländische Ärztinnen und Ärzte im Land. Das sind fast 2,5mal so viele wie vor 15 Jahren.

 

Der Anteil der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz liegt somit bei fast zehn Prozent. Die meisten von ihnen kommen aus Rumänien, Syrien, Russland und Ungarn.

 

Im vergangenen Jahr sind 53 Ärztinnen und Ärzte aus Rheinland-Pfalz ins Ausland ausgewandert. Die meisten von ihnen gingen nach Luxemburg und Österreich und in die Schweiz.

 

Ein weiterer Blick in die Statistik zeigt, dass rund 42 Prozent der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer-Mitglieder weiblich sind. Im vergangenen Jahr sind bei der Landesärztekammer 8.718 Ärztinnen registriert gewesen; von ihnen sind 7.440 berufstätig. Der größte Teil der Ärztinnen arbeitet im stationären Bereich.

 

Der Wunsch nach mehr Teilzeitstellen steigt. Insbesondere Ärztinnen wünschen dies, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Eine gute Kinderbetreuung ist deshalb mehr als nötig – gerade auch zu Zeiten außerhalb des klassischen Betreuungsangebots von neun bis fünf Uhr, fordert der Kammer-Präsident.

 

„Außerdem sollten wir es auch möglich machen, dass unser Berufsnachwuchs schneller eingegliedert werden kann und dass auch Quer- und Wiedereinsteiger gewonnen werden können“, fügt Hessenauer hinzu. Und auch beim Medizinstudium sind Änderungen nötig: „Gute und engagierte Lehre und vor allem auch weniger Prüfungsdruck sind wichtig, um den Studierenden die Freude an der Medizin nicht zu vermiesen.“

 



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